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Flämingwetter

Schönes Halophänomen am 26. Mai 2012 im Fläming

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Mai 2012
 

Beobachtungen

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Wetterarchiv

Lichteffekte

 

Am 26. Mai 2012 war das Wetter im Bodendruckfeld von einem Hochdruckkomplex über Skandinavien bestimmt. An der Vorderseite eines Höhenkeils mit Achse über Mitteleuropa bewegte sich ein schwacher Randtrog in südöstliche Richtung - aus nordöstlicher Richtung trieben mehrfach Felder von Cirrostratus fibratus und Cirrus in verschiedenen Arten über den Fläming.

Die Eiswolken bildeten die Kulisse für ein selten zu bewunderndes Naturschauspiel, ein Halophänomen. Es ist dadurch definiert, dass mindestens 5 Haloarten gleichzeitig sichtbar sind. Das hier beschriebene Phänomen im Mai 2012 erreichte zwar nicht die Brillanz seines Pendons am 31. Dezember 2011, war aber nichtsdestotrotz ein spektakuläres Ereignis.

 

Teil 1: Der Beginn war wenig aufregend, im Tagesverlauf zeigte sich mehrmals der 22°- Ring:

22° Ring auf Cirrostratus

Diese Haloart wird auch als kleiner Ring bezeichnet und ist sehr häufig zu beobachten. Er bildet sich an unregelmäßig orientierten Eissäulchen mit sechseckiger Grundfläche (hexagonale Prismen) aus.
Die beliebig angeordneten Eiskristalle brechen das Licht zwar in alle möglichen Richtungen, im Winkel von 22° ändert sich der Brechungswinkel jedoch langsamer (Mindestablenkung). Somit wird in diesem Abstand von der Sonne eine Aufhellung wahrgenommen, die im inneren Bereich rötlich erscheint und nach außen zu diffusem Weiß verläuft.

Oft ist nur der obere Teil des Rings zu sehen, am 26. Mai zeigte er sich gegen 18 Uhr fast geschlossen.

 

Eiskristalle als hexagonale Prismen

Die zweite Haloerscheinung war auch gleichzeitig die prachtvollste - der Zirkumzenitalbogen:

Bunter Zirkumzenitalbogen im Mai 2012

Zu diesem Zeitpunkt trieben aus Nordosten einige Wolkenfelder aus Cirrus fibratus herein, deren Eiskristalle offenbar sehr rein waren und eine gleichmäßige, horizontale Orientierung aufwiesen.

Das Sonnenlicht tritt an der oberen Basisfläche des waagerecht schwebenden Eisplättchens ein, wird gebrochen und tritt an einer der Seitenflächen wieder aus.

Die Intensität des Bogens war außergewöhnlich hoch und erreichte die höchste Stufe 5, fast noch heller als der Zirkumzenitalbogen Ende Dezember 2011.

 

Eiskristalle als sechseckige Plättchen

Haloerscheinung Nr. 3 und 4 - Nebensonne und oberer Berührungsbogen OBB:

Nebensonne und oberer Berührungsbogen

Die Zirren zogen weiter in südwestliche Richtung, wie erwartet bildeten sich beidseitige Nebensonnen, die zwar nicht lange "hielten", aber als schön irisierende Lichtflecke erstrahlten.

Bei sehr gleichmäßig schwebenden Eiskristallen ist dieser Farbverlauf zu beobachten, je kürzer die Wellenlänge, desto größer wird der Ablenkungswinkel im Eiskristall - ähnlich dem bekannten Glasprisma. Michael Großmann hat dazu eine phantastische Grafik angefertigt: Farbverlauf der Nebensonne.

Gleichzeitig bildete sich unterhalb des Zirkumzenitalbogens (ZZB, im Bild oben) der obere Berührungsbogen aus. Er setzt auf dem jetzt nur noch schwach sichtbaren 22°- Ring auf und verändert seine Form in Abhängigkeit von der Sonnenhöhe.

Die Haloerscheinung ist im unteren Teil des Bildes zu sehen, durch den geringeren Abstand zur Sonne erscheint er nicht so stark kontrastiert wie der ZZB. Im Bild ist übrigens ein noch ein anderer Halo versteckt, siehe unten.

Haloerscheinung Nr. 5 und 6 - Supralateralbogen und Horizontalkreis:

Ein Stück Horizontalkreis

Um den seltenen Supralateralbogen sichtbar zu machen, wurde dies Aufnahme unscharf maskiert. Da er den ZZB tangiert, erscheint dieser natürlich auch auf dem Bild, wir richten unser Augenmerk aber auf den schwachen Bogen unterhalb.

Wie der obere Berührungsbogen entsteht er an horizontal schwebenden Eissäulchen, beide erreichten nahezu gleichzeitig die größte Helligkeit. Offensichtlich gab es während des Phänomens eine Phase, in der die hexagonalen Eisprismen horizontal absanken.

Ein weiterer Höhepunkt war die Erscheinung des ebenfalls seltenen Horizontalkreises. Schon oft hatte ich bei bei Cirrus - Bewölkung versucht, diese Haloerscheinung zu finden, heute war es mir zum zweiten Mal vergönnt.

Im Norden wurde er sichtbar, der Winkelabstand zur Sonne betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 90°. Die helleren Flecken auf dem Lichtstreifen kann ich nicht als Nebensonnen einstufen, wie sie im Danziger und Petersburger Halophänomen beschrieben wurden. Die Lichtflecke werden sicherlich nur hellere Bereiche des Cirrus fibratus repräsentieren.

Haloerscheinung Nr. 7 - die später entdeckte kleine Sensation - der konkave Parrybogen:

Im Jahr 2013 wurde neben der Unschärfemaske ein weiteres Verfahren zur Erkennung schwacher Halos auf Bildern publik, die RB-Methode. Hierbei wird die Differenz zwischen rotem und blauem RGB- Kanal gebildet und monochromatisch ausgegeben, was bei farbigen Halos phantastische Ergebnisse liefert.

Nach Anwendung der Methode auf das Bild der Erscheinung Nr. 4 (OBB), erkennt man auf Anhieb vier der oben schon beschriebenen Halos, von oben nach unten ZZB, SLB, OBB und 22°-Ring.

Unterhalb der Bildmitte wird eine kleine Sensation sichtbar, der konkave Parrybogen! Zwar nur schwach, aber klar differenziert, auch an der richtigen Position.

Der Parrybogen bildet sich an horizontal orientierten Kristallen in Säulenform aus, der Lichtstrahl tritt an der oberen Seitenfläche ein und an der schräg nach unten weisenden Seite wieder aus. Weiterführende Erläuterungen dazu auf meteoros.de.

 

 

Parrybogen

Zusammenfassung:

Mit sechs sieben beobachteten Halos ist die Beobachtung am Abend des 26.05.2012 als Halophänomen einzustufen. Es wurde zwar nicht die Intensität des Phänomens am 31.12.2011 erreicht, aber die Beobachtung war sehr lehrreich:

Der Zug der Eiswolken aus nordöstlicher Richtung war an einen kleinen Randtrog gekoppelt (siehe oben), der zunächst unregelmäßig angeordnete Eis- Säulchen, dann auf seiner schwachen "Rückseite" horizontal liegende Eisplättchen in den Osten Deutschlands transportierte.

Das erste Halophänomen 2012 im Fläming - hoffentlich nicht das letzte!

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