Böenfront mit Shelfcloud einer Multizelle im Juni 2014 |
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Klassifikation |
Die Pfingstfeiertage im Jahr 2014 wurden von einer viertägigen Hitzewelle begleitet, die am Mittwoch, d. 11. Juni durch eine Schwergewitterlage beendet wurde. Schon am Morgen zeigte sich in den Karten von Wetterradar und Blitzortung ab, dass ein Gewitter in Form einer gut organisierten Multizellenlinie von Südwesten her direkt auf uns zusteuerte. Nach Sturmsicherungsmaßnahmen an Haus und Grundstück war es Zeit, am "Beobachtungsfenster" im Obergeschoss auf der Südseite das Eintreffen des Gewitters zu beobachten. |
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Aufnahme: 11.06.2014 10:37 MESZ Blickrichtung Südwesten. Es stellte sich schnell heraus, dass der Beobachtungsbeginn keinen Moment zu früh war, der gesamte Südhimmel war von einer Böenfront (arcus) in Form einer schönen Shelfcloud überzogen. |
Die Böenfront näherte sich mit rasanter Geschwindigkeit, nur 4 Minuten später stand sie direkt über dem Beobachtungsstandort: |
Wie hier schon kurz beschrieben, trifft kalte Luft aus dem Abwindbereich auf die vor dem Zellkomplex liegende Warmluft und hebt diese unter Bildung der Böenfront an. Aber auffällig ist das laminare, glatte Erscheinungsbild der Shelfcloud, das doch eher an stabile Schichtwolken als an cumuliforme Konvektionsbewölkung erinnert? Es ist in der Tat so, dass die warme Luftmasse durch eine stabil geschichtete Luftschicht gehoben werden muss, genannt CIN (Convective Inhibition Layer) oder "Deckel". Darüber erreicht die angehobene Luft das Niveau der freien Konvektion (Level of free convection, LFC) und steigt beschleunigt auf. Diese beschleunigte Bewegung wiederum bewirkt oberhalb des CIN einen weiteren Druckabfall, der eine Sogwirkung auf die darunter liegende Luftschicht hat. Durch diese Organisation (Hebung der bodennahen Warmluft durch kalten Abwind, gepaart mit der Sogwirkung oberhalb des LFC) kann sich das System stundenlang selbst erhalten und fortbewegen, solange Nachschub vorhanden ist. Wie ging es mit unserer Multizellenlinie weiter? Wind- und Niederschlag blieben am Beobachtungsstandort harmlos, spannend war diesmal die Beobachtung der Blitze. Es war ein überdurchschnittlich hoher Anteil von CG+ Positivblitzen zu verzeichnen, besonders in der Nähe der Ortschaft Cobbelsdorf. Sie sind etwa zehnmal stärker als die wesentlich häufiger zu beobachtenden Negativblitze, spürbar lauter und auch in größerer Entfernung "fühlbar" stärker. |